Eltern & Ehrgeiz

Auch hier fällt ein pauschales Urteil schwer, weil natürlich die Eltern bei SFK ebenso vielfältig sind, wie in jedem anderen Verein. Pauschal betrachtet, würde ich aber sagen, dass ausgehend von der SFK-Philosophie, der Anteil der „Fußball-Verrückten“ und besonders „Ehrgeizigen“ überproportional hoch ist.

Dies zeigt sich vor allem daran, wenn man relativ viel Geld (siehe Beitrag) und vor allem Zeit (insbesondere für die überregionalen Leistungsvergleiche) investiert, damit das eigene Kind seinem Hobby nachgehen kann. Oft überschneiden sich (wie bei mir auch) die Interessen und es macht einem persönlich natürlich Spaß, am Spielfeldrand die Jungs & Mädels anzufeuern und in den Pausen mit ein paar Eltern zu quatschen. Hieraus haben sich in den letzten 3 Jahren auch ein paar Freundschaften/Bekanntschaften ergeben, die ich nicht missen möchte.


Falscher Ehrgeiz

Leider gab oder gibt es aber auch die negative Seite der „leistungsorientierten Grundausrichtung“, welche ich insbesondere in den letzten beiden Jahren erleben musste. Natürlich ist dies immer eine subjektive Wahrnehmung, aber insbesondere im Punkt „Gesundheit“ gibt es dabei für mich eigentlich keine 2. Meinungen.

Allein in der letzten Saison habe ich erlebt, wie …

  1. ein Kind am Vortag Fieber hatte, aber die Mutter dieses trotzdem den nächsten Tag beim Dubai-Cup (viel) spielen lies,
  2. ein anderes Kind (wachstumsbedingt) beim SFK-Cup Probleme mit der Ferse hatte und die letzten 3 Spiele sichtbar über den Platz humpelt – ohne das Trainer bzw. Eltern einschritten,
  3. ein weiteres Kind beim Leistungsvergleich in Berlin bereits bei der Erwärmung stark humpelt, dann aber 5 Spiele (mit mindestens 15min Spielzeit) spielte.

Im letzten Fall habe ich den Vater direkt gefragt, warum er das macht bzw. sogar von Dresden nach Berlin fährt! Er antwortete dann, dass der Knöchel ja nur verstaucht wäre und es ja „nur“ etwas weh tut. Außerdem wären es ja dann nur noch 7 Spieler gewesen und das wollte er nicht verantworten bzw. das Team im Stich lassen. Ich überlasse jedem selber die Interpretation.

Fairer Weise muss man aber sagen, dass dies eben nur 3 Eltern von 12 Kids waren. Wobei insbesondere im letzten Fall aus meiner Sicht auch der Trainer/Betreuer versagt hat.


Bis zur totalen Erschöpfung

Ein weiteres Beispiel für falschen Ehrgeiz – sowohl bei Trainern und vor allem Eltern – sehe ich bei fehlender Regenerationszeit bzw. der Überanforderung von den Kids.. Ein gutes Beispiel war z.B. der eigene Soccer-for-Kids Open-Air CUP (2019), wo die Trainer unbedingt 2 Mannschaften spielen lassen wollte.

Im Ergebnis hieß das: jede Mannschaft musste mit nur 1 Wechselspieler jeweils 8 Spiele á 14min spielen = 112 min Gesamtspielzeit – und das bei sehr sommerlichen Temperaturen von fast 30 Grad und z.T. starken Gegnern. Das allein ist aus meiner Sicht bedenklich. Hinzu kommt aber, dass 8 Kinder nach nur einem Tag Regeneration zum Leistungsvergleich nach Berlin chauffiert wurden, um dort ebenfalls 8 Spiele mit jeweils 13 min Spielzeit zu absolvieren.

In beiden Fällen waren die Kids nicht nur total fertig, sondern (vor allem hinten raus) auch absolut chancenlos.

Das Traurige an der Sache ist, dass Kritik an dieser sicht- und spürbaren Überforderung vor allem von den Betreuern nicht ernst genommen wurde. Exemplarisch möchte ich die Kommunikation von dem entsprechenden Wochenende im Teamchat einmal wieder geben:


Neid & Missgunst

Wie oben bereits beschrieben, war das Leistungsgefälle in unserer letzten SFK-Mannschaft (JG2011) relativ groß. Ein Thema, dass oft die Gemüter stark erhitzte, waren die Einzelauszeichnungen bei Turnieren.

Das offensichtliche Problem bestand darin, dass entsprechende Auszeichnungen für den „besten Spieler“ oder „besten Torschützen“ fast ausschließlich an 3 Spieler gingen, wovon unser Sohn auch sehr oft zu den Auserwählten gehörte. Dies führte zunehmend zu Problemen bzw. persönlichen Spannungen: anfänglich einfach damit, dass man ihm nicht mehr dazu gratulierte bis zuletzt in einem z.T. intriganten Verhalten einiger Eltern, die erzwingen wollten, dass er das Team verlässt.

Hierzu muss man wissen, dass unser Sohn (ausnahmsweise) jeweils 1x in der U8-Mannschaft (sein Jahrgang) und 1x in der U9 pro Woche mittrainierte, um stärker gefordert bzw. gefördert zu werden. Das diese Sonder-Behandlung vor allem diejenigen Eltern ärgert, die lange Fahrtzeiten (z.T. aus Stolpen!) auf sich nehmen, sei nur am Rande erwähnt.

Die Vereinsführung hat hier aber aus meiner Sicht sehr gut gehandelt und eine Aussprache unter den Eltern organisiert. Die Quintessenz davon: es wird zu viel (hintenrum) übereinander, aber zu wenig miteinander gesprochen. Zudem wird vergessen, dass es sich um 7. bzw. 8. Jahre alte Kinder handelt und der Ehrgeiz der Eltern nicht größer als der Kinder sein sollte.


Demut & Ehrfurcht

Das Phänomen, dass Kritik vor allem hinter vorgehaltener Hand, statt offen und direkt kommuniziert wird, ist sicherlich nicht nur ein Problem bei SFK. Im letzten Jahr waren es neben mir nur 2 weitere Elternteile, die Kritik offen kommunizierten. Die anderen haben sich zwar auch oft am Rande beschwert, aber selten ihren Standpunkt gegenüber Trainern oder dem Verein vertreten. Natürlich ist dies oft eine Frage von Persönlichkeitsmerkmalen, aber einen weiteren Grund sehe ich auch in der Angst bzw. Ehrfurcht, dass man bzw. das eigene Kind durch die Kritik benachteiligt wird. (siehe Zuckerbrot & Peitsche) Diese Angst war aus meiner Sicht bzw. Erfahrung weitestgehend unbegründet. Denn ich habe mich sicherlich bei Trainern und Vereinsführung oft unbeliebt gemacht, aber konnte keine wirkliche Benachteiligung meines Sohns spüren.

Aber wir mussten uns auch nie leistungstechnisch Sorgen machen, dass er in Frage gestellt wird. Diese Angst schwang wie ein Damoklesschwert über den Köpfen einiger Eltern und war (wie ich denke) Grund für die zurückhaltende Kritik.


Es geht auch anders

Zuletzt noch einmal der Hinweis, dass wir die o.g. Erfahrungen vor allem in den letzten beiden Jahren (2017-2019) in der U7/U8 Mannschaft (JG2011) sammeln konnten bzw. mussten. Es ist mir wichtig, dass man dies nicht auf die Mehrheit der Eltern projiziert. Und vor allem nicht 1 zu 1 auf andere Mannschaften übertragen darf.